1948 — Sport- und Freizeitaktivitäten der Münchner Schüler*innen in der Nachkriegszeit
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 oblag der amerikanischen Besatzungsmacht die Organisation und Durchführung beziehungsweise Genehmigung von Freizeitaktivitäten und sportlicher Ertüchtigung. Zunächst lehnte die amerikanische Besatzungsriege eine Art Jugendprogramm ab, da man vorerst versuchte, das absolutistische Denken der Hitler-Jugend zu verbannen und den Jugendlichen eine demokratische Grundeinstellung zu vermitteln. Im Jahre 1947 wurde dann in München die »pädagogische Arbeitsstätte« gegründet. Das Bild zeigt münchner Jugendliche, die für ein Gruppenfoto vor einem von der amerikanischen Besatzungsmacht bereitgestellten Truck posieren.
Ein wichtiges Standbein dieser Arbeitsstätte war neben der Bibliothek die Filmothek. In verschieden Gasthäusern und Turnhallen in München wurden Kultur- und Spielfilme (meist aus den USA) gezeigt, welche sich großer Beliebtheit bei den Jugendlichen erfreuten. Auch wurde den Schülerinnen und Schülern unter der Leitung kleinerer Army-Einheiten verschiedenste Aktivitäten wie Base-Ball-Spiel oder Wandern im Münchner Umland angeboten. Waren die Mädchen doch eher abgeneigt gegenüber Ballsportarten, so fanden sie großen Gefallen an dem aus Amerika mitgebrachten Tanz Boogie-Woogie.
Ende 1947 beschloss dann das US-Hauptquartier ein offizielles Programm für die Münchner Schülerinnen und Schüler, die »German Youth Activities« (GYA). Insgesamt wurden in ganz München 16 GYA-Centers aufgebaut, welche von ganzen Schulklassen nun regelmäßig besucht wurden. Neben Rugby und einfachen Würfelspielen war Tischtennis (zweites Bild) eine äußerst beliebte Freizeitbeschäftigung bei den Münchner Jugendlichen. Auch stellte die amerikanische Besatzungsmacht Busse und Trucks zur Verfügung, welche im Sommer für Ausflüge in die Berge oder zu Zeltlagerfahrten (Walchensee — drittes Bild) und im Winter für Skiausflüge ins nahe gelegene Sudelfeld (Spitzingsee) genutzt wurden.
Die GYA organisierte im Oktober 1948 ein so genanntes »Soapbox-Derby« (Bild oben) am Gebsattelberg (Stadtteil Au), welches unter dem deutschen Namen »Seifenkistenrennen« bis heute noch Tradition hat.
Julius Nindl