Eule
Städt. St.-Anna-Gymnasium

Schülerzeitung »mesSAGe« goes digital — Essay

Sozialkunde: Erfahrungsbericht Coronavirus

Am 9. März kamen Herr Tuczek und Herr Hahn hektisch in unser Klassenzimmer. Wir hatten gerade Kunst und es war noch nicht ganz halb Neun. »Q12?«, haben sie uns gefragt und uns dann sofort nach Hause geschickt. Wir sollten bis Mittwoch nicht in die Schule kommen, weil es einen Corona-Verdachtsfall in unserem Jahrgang geben würde.

Damit hat für mich der Corona-Wahnsinn erst richtig begonnen. Auch wenn man natürlich mitbekommen hat, was in Italien und vor allem in China gerade los ist, hat es einen bis dato nicht selbst betroffen. Aber auf einmal bin ich mittendrin und werde aus meinem Schulalltag herausgerissen. Ich hätte an diesem Montag einen Test gehabt, genauso wie am Dienstag, aber das war auf einmal unwichtig.

Auf dem Gang habe ich dann Mitschüler aus anderen Kursen getroffen und eine Frage wurde ganz wichtig: »Wer war der Verdachtsfall?« Was das anging, ließ man uns bis zum Schluss im Dunkeln tappen. Dabei wäre zumindest eine Information wichtig gewesen, nämlich ob der/diejenige am Samstag auf einer Party von zwei Mitschüler*innen war. Auf dieser ist ein Großteil unseres Jahrgangs gewesen und natürlich wurde BeerPong gespielt und mit mehreren aus einem Glas oder einer Flasche getrunken. Aber wir bekamen keine Information dazu, was die Panik nicht gerade gemildert hat. Unser Whats-App-Chat ist explodiert und es wurden wilde Vermutungen angestellt. Langsam kam Panik auf.

Ich persönlich war aber selbst zu dem Zeitpunkt noch relativ entspannt. Mich hat vor allem beschäftigt, ob die Schule dann wohl für uns weitergeht und ich meine Klausuren diese Woche schreiben kann. Aber am Dienstag Abend war das Testergebnis immer noch nicht da und wir mussten am Mittwoch auch zu Hause bleiben. Am Mittwoch wurde verkündet, dass die ganze Schule schließt und am Freitag verkündete Markus Söder, dass Bayern alle Schulen bis Ostern schließen wird.

Auch das hat zu einer regelrechten Krisenstimmung vor allen bei uns Abiturienten geführt. Denn was mit dem Abitur oder den ausstehenden Klausuren passiert, war nicht von Anfang an klar. Auch die letztendliche Verschiebung der Abiturtermine um drei Wochen stieß nicht wirklich auf Begeisterung. Für uns zieht sich die verbleibende Schulzeit in die Länge, Urlaube müssen umgebucht werden und unser Puffer zwischen der letzten Klausur und dem Abitur ist weg. Die wenigsten sind mit der neubeschlossenen Abitur-Situation zufrieden und kaum eine Woche später — nachdem auch andere Bundesländer ihr Abitur verschoben haben — machte eine Petition die Runde, in der Schüler*innen ein Durchschnittsabitur forderten.

Auch hier teilten sich aber die Meinungen. Abgesehen davon, dass ich wahrscheinlich im ungünstigsten Jahr seit langem mein Abitur schreiben soll, gibt es aber auch eine ganze Liste anderer Sorgen, die mich beschäftigen.

Lilly Zrunek