Axel Hacke am SAG
Freitag, 3./4. Stunde…
Das Wochenende ist bereits zum Greifen nah, die Wirkung des morgendlichen Kaffees schon verflogen. Es gibt sicherlich Zeitpunkte in der Schulwoche, da es einfacher ist, Schüler zu begeistern. An einem Freitagvormittag meistert ein Mann die Herausforderung, eine ganze Horde Schüler zu begeistern. Im Unterschied zu den anderen Freitagen heißt der Unterricht jedoch nicht Unterricht, sondern Lesung, die Horde Publikum und der Lehrer nicht Lehrer, sondern Axel Hacke.
Er hat den großen Vorteil, dass Schüler in unterrichtsfreier Zeit von Natur aus begeistert sind. Dennoch steht er etwas unter Druck: Die Schüler, die ihn bereits kannten, hatten jenen, denen er unbekannt war, etwas Großartiges versprochen. Es herrscht also eine gewisse Erwartung. Diesen Druck scheint Axel Hacke aber nicht im entferntesten zu verspüren. Nach außen locker, als säße er bei sich daheim im Wohnzimmer, spricht er in die Runde. Er liest ein paar seiner Kolumnen und Auszüge aus seinen Büchern vor. So kurzweilig und humorvoll seine Kolumnen im SZ- Magazin erscheinen, vom Autor selbst gelesen sind sie noch wesentlich unterhaltsamer. Besonders der Sprach-Wertstoffhof ist live erzählt um ein Vielfaches komischer. So kommt es, dass gegen Mitte des Vortrags Augen zu tränen und Bäuche zu schmerzen beginnen. Selbstverständlich als Folge der Lachanfälle, denen die Schülerinnen und Schüler erlegen waren! Ruhig, aber sichtlich erfreut nimmt Axel Hacke das zur Kenntnis. Nach circa einer Stunde ist der, wenn man so will, Frontalunterricht beendet. Es war gefühlt eine der kürzesten Stunden in 13 Jahren Schulzeit.
Hat man schon einmal einen Menschen in der Schule, der Karriere gemacht hat, so liegt es im Interesse aller, auch der Schüler, ihn zu fragen, wie er das angestellt hat. Eben diese Frage wird in der anschließenden Fragerunde natürlich prompt gestellt. Ausführlich, als hätte er damit gerechnet, erklärt er seinen Werdegang, sagt etwas wie »Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es (in der Regel) auch!«, und wirkt dabei weder belehrend noch arrogant. Offenbar ist die Kreativität der Schüler an einem Freitagvormittag schon im Wochenende, jedenfalls werden die drei, wie er uns erklärt, häufigsten Fragen gestellt: »Wie viel haben Sie und der Axel Hacke aus Ihrer Kolumne gemeinsam?« (Ein bisschen schon, aber an sich ist der Axel Hacke aus dem Magazin eine fiktive Figur.), »Wollen Sie mal einen Roman schreiben?« (Mal sehen…) und »Haben Sie wirklich einen BOSCH Kühlschrank?« (Ja, hat er.)
Nach den 90 Minuten ist Axel Hacke um ein paar Leser und unsere Schulzeit um eine große Erinnerung reicher, es hat sich für alle gelohnt. Ein besonderer Dank gilt auch dem Mikrofon in der Aula, das (gab es das überhaupt schon einmal?) ohne einen einzigen Aussetzer die gesamte Zeit funktionierte.
Moritz Stadler