Stefan Mühldorfer am SAG
Am 8. Februar 2011 durften wir, die Schüler und Schülerinnen der 11. Klasse des St.-Anna-Gymnasiums, den Deutschunterricht auf eine ganz andere Art und Weise erleben. Zu Besuch war der Schriftsteller Stefan Mühldorfer, der eine noch nicht veröffentliche Kurzgeschichte vortrug. Sie handelte von dem Thema »Warum man runde Geburtstage niemals feiern sollte« und war eine Auftragsarbeit für den dtv-Verlag.
Es geht um das Ehepaar, Tom und Clara, das mitten in den Vorbereitungen für Claras 40. Geburtstag steckt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, der voller Tatendrang die Feier organisiert, zieht Clara sich mehr und mehr zurück und wird sich bewusst, dass sie ihren Geburtstag nicht in großem Rahmen feiern möchte. Wie so oft sagt sie Tom nicht, was in ihrem Inneren vorgeht, und versucht, sich mit kleinen Anspielungen aus der Affäre zu ziehen. Das ist letztendlich auch der Grund, weshalb die Situation eskaliert, als Clara Tom sagt, dass er die Feier absagen soll. Tom kann es nicht mehr ertragen, dass Clara ihm nie erzählt, was sie denkt, und ihm somit kein Vertrauen entgegenbringt. Außer sich vor Wut und Enttäuschung stellt er Clara vor die Wahl: Entweder sie bleibt und sie bringen die Feier gemeinsam hinter sich oder sie geht – für immer. Sich der Konsequenzen bewusst, packt Clara ihre Sachen und verschwindet. Beiden erscheint dies der einzige Ausweg, und sie gehen getrennte Wege.
Im Anschluss an die Lesung gab es eine Gesprächsrunde, in der die Schüler Fragen zu der Kurzgeschichte und über das Leben des Autors stellen konnten. Hierbei kam unter anderem die Frage auf, wie die Trennung und somit das Ende zu bewerten sei. Dies konnte jedoch nicht objektiv beantwortet werden, da die Geschichte auf jeden anders wirkt und somit unterschiedlich beurteilt werden kann. Unserer Meinung nach ist es ein gutes Ende, da sich die Protagonisten nur durch die Trennung aus dem schon lange in der Beziehung bestehenden Konflikt befreien konnten. Ebenso wurden viele Fragen über das Privat- und Schriftstellerleben des Autors gestellt, die dieser offen beantwortete. Dabei war es besonders interessant, einen Einblick in das Leben eines Schriftstellers zu erhalten und zu erfahren, wie er zum Beispiel mit Schreibblockaden umgeht.
Im Gegensatz zu dem Thema, das für Jugendliche in unserem Alter eher ungeeignet ist, fand der moderne Schreibstil, geprägt durch Zeitsprünge und Sichtwechsel, bei den Schülern großen Anklang und machte neugierig auf mehr. So war es auch nicht verwunderlich, dass die 20 Exemplare von Stefan Mühldorfers Roman »Tagsüber dieses strahlende Blau«, die der dtv-Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, schon nach kurzer Zeit weg waren. Eine gelungene Deutschstunde!
U. Holzhauser