1950 — Zeit nach dem Nationalsozialismus
»Aufgrund des Aufrufes des Oberbürgermeisters Dr. Karl Scharnagel und dem Leiter des Arbeitsamtes München vom 11. April 1946, sollen sich alle ehemaligen Mitglieder der NSDAP zur freiwilligen Schutträumung melden.«
Dieses Zitat entstammt dem ersten Rundschreiben, das von der Stadtverwaltung München an alle öffentlichen bzw. städtischen Dienststellen geleitet wurde.
Es wurden Fragebogen im Personalreferat München ausgehängt, die von den Dienststellen geholt und von den Arbeitskräften selbst ausgefüllt werden mussten. Anschließend wurden die Antworten bewertet. Es musste, in regelmäßigen Abständen, ein sogenannter Quartalsbericht zum Stand der politischen Haltung der Lehrkräfte an das Schulreferat übermittelt werden. Ein weiteres Rundschreiben vom 27. Juli 1946 weist die Schule darauf hin, dass sämtliche Arbeitskräfte, die eine Gefahr für die junge Bundesrepublik bedeuten konnten und die in mehr als »gewöhnlicher Arbeit« tätig waren mit einer sogenannten weißen Liste zusätzlich geklärt werden sollten. Unter »gewöhnlicher« Arbeit verstand man einen Beamten (Lehrer, Polizei etc.) bis ca. 750,00 DM monatlichem einkommen.
Dies entsprach ein normales Lehrergehalt im Jahr 1948-50. Angestellte die ca. 800,00 DM oder weniger monatlich verdienten, zählte man auch zu »gewöhnlichen« Arbeitern. 1948 wurde die Schule nach einem letzten Quartalsbericht aufgefordert. Durch die ganze Entnazifizierungspläne und -maßnahmen, konnte schnellstmöglich und weitgehend angenehm die Zeit nach dem Nationalsozialismus überwunden werden.
»Der Leiter der Mädchen-Oberrealschule am St.-Anna-Platz 11 bestätigt, dass alle im Dienst stehenden Lehrkräfte der Schule die positiven politischen Eigenschaften besitzen, die zur Entwicklung der Demokratie beitragen.«
Tassilo Lins