Eule
Städt. St.-Anna-Gymnasium

1912 — Die Gründungsjahre des SAG

Die alte Stadtsägmühle

Alte Sägmähle

Da das Lehel ein von zahlreichen Kanälen durchzogenes Viertel war, war es seit dem Mittelalter Standort vieler Mühlen. Neben dem Mahlen von Getreide wurde die Wasserkraft der Bäche mitunter auch zum Hämmern, Sägen und Schleifen verwendet. 1879 kaufte Guido Eckstein die am Stadtsägmühlbach, welcher noch heute unter der St.-Anna-Pfarrkirche und unserer Schule hindurchfließt, gelegene Sägmühle. Für das ursprüngliche Stadteingentum zahlte er 220 000 Mark. Bereits im April 1901 wollte er der Stadt sein Anwesen für 335 000 Mark verkaufen. Diese lehnte das Angebot jedoch aufgrund des hohen Preises ab. Erst neun Jahre später hatte Ecksteins Sohn Erfolg, die Stadt ging auf sein Angebot von nunmehr lediglich 265 000 Mark ein und kaufte die alte Stadtsäge, um auf dem Grundstück die zweite Höhere Töchterschule Münchens zu errichten.

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Die Anfänge …

Um 1900 gibt es in München nur eine öffentliche Höhere Töchterschule, das heutige Luisengymnasium. Als diese von der Briennerstraße in die Luisenstraße verlegt wird und sich somit der Schulweg für die Schülerinnen aus den Stadtteilen Lehel, Haidhausen und Bogenhausen verlängert, richtet am 18. Juni 1901 die Vorstandschaft der »Parteilosen Vereinigung Nordost« an den Magistrat der Königlichen Haupt- und Residenzstadt München die Bitte, in der St.-Anna-Vorstadt eine Filiale der Höheren Töchterschule zu errichten, jedoch ohne Erfolg. Erst im Februar 1907 wird vom »Verein für Fraueninteressen München« ein neuer Antrag gestellt, welcher mit der Begründung, der Stadt stünden weder Geld noch Grundstück zur Verfügung, auf zwei Jahre zurückgestellt wird. In Bewegung kommt die Angelegenheit erst, als Schulrat Dr. Georg Kerschensteiner im November 1908 vor dem Magistrat ein Referat hält, in welchem er erklärt, dass die Luisenschule sowie die 15 höheren Privatschulen Münchens bereits ausgelastet seien, sodass eine zweite Höhere Töchterschule nicht über Schülerinnenmangel zu klagen haben werde. Eine realgymnasiale Abteilung lehnt er jedoch mit folgender Begründung ab.

»Der enormen Belastung durch ausgedehnte sprachlich-historische und daneben umfangreiche mathematisch-naturwissenschaftliche Studien, wie sie ein solches System mit sich bringt, ist der Mädchenorganismus noch viel weniger gewachsen als der Knabenorganismus.«

Am 30. Juni 1910 kauft die Stadt endlich für 250 000 Mark den Gebäudekomplex der alten Stadtsäge St.-Anna-Platz 11 und Liebigstraße 4 neben der St.-Anna-Volksschule. Auf dem Grundstück wird nun nach den Plänen des Architekten Josef Rehlen die zweite Höhere Töchterschule Münchens erbaut. Für den Bau des Schulgebäudes und die Inneneinrichtung werden insgesamt ca. 943 000 Mark aufgewendet.

Am 18. September 1912 ziehen die ersten vier Klassen mit 140 Schülerinnen ein. Die Leitung der Schule übernimmt Direktor Dr. Marc. Der Jahresbericht bezeichnet die Höhere Mädchenschule als eine allgemeine Bildungsanstalt, deren Wert und Lehrziel sich dem einer sechsklassigen Realschule nähert. Im September 1913 wird an die sechste Klasse der Höheren Töchterschule die erste Frauenschule im Großraum München angeschlossen, welche zunächst 55 Schülerinnen aufnimmt.

Amina Abdalla