Eule
Städt. St.-Anna-Gymnasium

Posttraumatische Belastungsstörung

Posttraumatische Belastungsstörungen bei Bundeswehrsoldaten

»Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, werden heute ausgebildet mit der klaren Perspektive, in solche Einsätze geschickt zu werden — mit allen Gefahren für Leib, Seele [Hervorhebung durch den Verfasser] und Leben.«, äußerte Bundespräsident Gauck im Juni 2012 bei seinem Antrittsbesuch in der Führungs- akademie der Bundeswehr in Hamburg, womit er Bewusstsein für die sich aktuell häufenden Fälle von PTBS bei deutschen Soldaten und Soldatinnen bewies.

Statistik

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Vom Trauma zur PTBS

Diese schwerwiegende psychische Störung setzt ein oder mehrere Erlebnisse voraus, die eine enorme, nicht zu bewältigende Bedrohung für Körper und Seele darstellen — das Trauma.

Dieser Begriff, der umgangsprachlich für eine als besonders unangenehm empfundene Situation verwendet wird, und in der Psychologie eine der vielen Ursachen für zahlreiche Störungen bezeichnet, benennt das Kriterium, das bei der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung die zentrale Rolle spielt. Jedoch muss nicht jede Traumatisierung zur PTBS, wie nicht jedes lebensbedrohliche Erlebnis zu einem Trauma führen. Unterscheiden kann man hier außerdem körperliche Traumata, die nach dem Erfahren einer Naturkatastrophe auftreten können, und seelische Traumata, welche unter Einfluss von menschlicher Gewalt und Terror entstehen, und sowohl schwerer festzustellen, da meist ins Unbewusste verdrängt, als auch schwerer zu überwinden sind. Die damit verbundenen Schlüsselreize, »Trigger« sind Auslöser für gesteigerte Schreckreaktionen und oft die ersten erkennbaren Hinweise für eine Traumatisierung. Der Geruch von Verbranntem, ein explosionsähnlicher Knall oder lärmende Menschenmassen zwingen einen Betroffenen dann, sein verdrängtes Erlebnis, wie in diesem Beispiel einen Bombenanschlag mit anschließender Massenpanik, erneut zu durchleben. Symptome wie die sogenannte Hypervigilanz, die sich durch dauerhafte Anspannung, erhöhte Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit und aus diesen resultierenden Konzentrationsstörungen äußert, stellen eine weitere Belastung dar. Die Ursache dafür ist nicht verarbeitete Energie, die in Form erhöhter Alarmbereitschaft und verstärkter Wahrnehmung der Sinnesreize in jenem Zustand der Ohnmacht und Hilflosigkeit als eine natürliche Schutzreaktion galt, welche nun die Rückkehr in die Normalität verhindert.

Die Behandlungsmöglichkeiten von PTBS sind vielzählig, von Hypnose über Verhaltenstherapie bis zur Einnahme von Antidepressiva. Die Chance auf Heilung sinkt jedoch mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand zwischen Traumatisierung und Behandlung, der nicht selten aus mehreren Monaten bis Jahren besteht; schon allein aufgrund des verspäteten Auftretens der genannten Symptome, die erst ab diesem Zeitpunkt als Hinweise auf eine psychische Störung gedeutet werden können.

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Immer häufiger auftretende Belastungsstörungen bei Bundeswehrsoldaten

Obwohl sie vor und nach jedem Einsatz an Präventionsseminaren teilnehmen, die aufgrund des 2004 erlassenen »Rahmenkonzepts zur Bewältigung psychischer Belastungen« eingeführt wurden, und eine anonyme Beratungs-Hotline sowie die Möglichkeit der Beantragung einer Präventivkur nach einem Einsatz zur Verfügung stehen, kämpfen immer mehr Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr mit den Folgen psychischer Belastungen die zunehmend bei Stationimerungen in ausländischen Krisengebieten auftreten. Die Zahl der Behandlungen von PTBS in Bundeswehrkrankenhäusern stieg 2012 auf 1.143. Doch nicht nur der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, sondern auch die Organisation des Bundes Deutscher Veteranen vermutet, dass es eine enorme Dunkelziffer gibt, von den »Menschen die ihren Einsatz für Deutschland mit ihrer seelischen […] Gesundheit bezahlt haben.«, wie Horst Köhler die betreffenden Soldaten und Soldatinnen bezeichnete. Ein Grund dafür könnte die Scheu vor der Zugabe der seelischen Verletzung sein, da schon nach dem ersten Weltkrieg die sogenannten »Kriegszitterer« als Simulanten diskriminiert wurden, und ihre Kriegsdienste weniger geschätzt wurden als die, der körperlich versehrten. Außerdem geht mit der Diagnose und dem Therapieantrag eine bürokratische Odyssee einher, die für Kranke schwer zu bewältigen ist. Hinzu kommen die Angst vor der Erklärung zur Arbeitsunfähigkeit und die mangelnde Erkenntnis des Zusammenhang von den Erlebnissen bei der Bundeswehr und der Krankheit.

In der »Dunkelzifferstudie 2013« der Technischen Universität Dresden stellte die Forschungsgruppe unter Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen die Ergebnisse aus vier Jahren der Untersuchung der Umstände, aus denen jene Belastungsstörung entsteht zusammen. Diese bestätigen die genannte Vermutung: Etwa 6000 Fälle von PTBS bei Soldaten der deutschen Bundeswehr sollen bestehen, wovon die Hälfte unerkannt und somit auch unbehandelt bleibt.

Laura Mosquera-Mayr