Eule
Städt. St.-Anna-Gymnasium

Essstörungen

(Essstörungen bei Männern)

Warum interessiere ich mich für Essstörungen?

Bevor ich mich den Essstörungen bei Männern widme, werde ich das Krankheitsbild von Essstörungen im Allgemeinen kurz erläutern:

Dass man sich mehrmals am Tag gedanklich mit dem Thema Essen und seinem Körper auseinandersetzt gilt als normales menschliches Phänomen. Krankhaft ist es jedoch, wenn das Thema »Essen« so viel Aufmerksamkeit in dem Leben eines Menschen einnimmt, dass diese Person nicht in der Lage ist den Alltag zu bewältigen. Diese Verhaltensstörung ist unter dem Namen „Essstörung“ im IDC10 unter F.50 klassifiziert.

Definition der Essstörung

Essstörungen sind zum Teil durch Nahrungsverweigerung, zum Teil aber auch durch eine übermäßige Nahrungsaufnahme gekennzeichnet. Häufig treten diese auch in Mischformen auf. Wissenschaftlich unterscheidet man zwischen der Anorexia nervosa (Nahrungsverweigerung, F.50.0) und der Bulimia nervosa (Übermäßige Nahrungsaufnahme, F.50.2) sowie unter sonstigen oder nicht näher bezeichneten Mischformen von Essstörungen (F.50.8; F.50.9).

Die Erstbeschreibung einer Essstörung — der Anorexia nervosa — erfolgte 1873 von dem englischen Artzt Gull und ist somit über 100 Jahre alt. Deswegen handelt es sich bei Essstörungen nicht ausschließlich um eine moderne Zivilisationskrankheit. International geht man bei der Anorexia nervosa von einer Prävalenz von 0,5 bis 1% und bei Bulimie Nervosa von 2 bis 4% aus.

Der BMI spielt bei der Diagnosik eine wichtige Rolle. Der BMI (Body-Mass-Index) stellt das Gewicht im Verhältnis zur Größe dar. Falls der BMI hochgradig vom Normalwert abweicht liegt eine Essstörung nahe.

Durch den Erkrankungsgipfel, der häufig in der späten Adoleszenz auftritt, wirkt sich eine Essstörung häufig negativ auf den schulischen beziehungsweise beruflichen Werdegang aus. Dies liegt daran, dass Essstörungen Folgen auf der körperlichen sowie auf der psychischen Ebene verursachen. Beispielweise fällt bei Frauen die monatliche Regel aus und bei Kindern verzögert sich der Pubertät. Auf der psychischen Ebene herrscht am Anfang der Erkrankung oft ein positives Gefühl, was im späteren Verlauf in Depressionen und Zwangsstörungen übergeht.

Die Erkrankung dauert oft mehrere Jahre. In ungefähr der Hälfte der Fälle kommt es zur Heilung, 20% verlaufen chronisch und 17% sterben. Studien besagen, dass 90% der diagnostizieren Fälle Frauen betrafen.

Essstörungen bei Männern und der Adoniskomplex

Ist aber Anorexia nervosa und Bulimie ein Frauenproblem? In den Medien wird das Problem der Essstörung aufgegriffen und diskutiert. Frauen berichten ausführlich von ihren Erfahrungen und dem Druck der Umwelt, jedoch wirkt es so, als würde diese Krankheit nicht bei Männern auftreten. Viele meiner männlichen Freunde besuchen jedoch täglich das Fitnessstudio und halten sich an strikte Ernährungspläne und trinken Proteinshakes um Muskeln aufzubauen. Sie lesen Zeitungen in denen die Bedeutung von Eiweiß für den Bizeps erläutert wird und wie man zu dem idealen Körper gelangt. Ich frage mich, ob dieses Verhalten nicht auch eine Art Essstörung ist.

Auffällig ist meines Erachtens ferner, dass im Laufe der Zeit sich der Stellenwert der perfekten Figur geändert hat. Erst in den letzten Jahren ist in jeder Werbung ein Waschbrettbauch von einem braungebrannten Südländer zu sehen. Werden Männer von diesem, in den Medien propagierten, Ideal beeinflusst?

Tatsache ist, dass die Störung des Selbstbildes bei Männern in den letzten Jahrzehnten rapide gestiegen ist. So berichtet die Zeitung »Psychology Today«, dass der Prozentsatz von Männern, die mit ihrem Erscheinungsbild unzufrieden sind sich seit 1972 verdreifacht hat. Heute sind 43% unzufrieden.

Traumkörper

Die oben genannten Fragestellungen machten mich auf das Thema essgestörte Männer und hier insbesondere den »Adoniskomplex« aufmerksam.

Im Gegensatz zu essgestörten Frauen, streben essgestörte Männer meistens nicht nach Gewichtsverlust sondern nach einer Gewichtzunahme durch Muskelaufbau. Wenn dies auf einer krankhaften Art geschieht spricht man vom »Adoniskomplex«. Sie ist jedoch noch nicht als eine Krankheit im ICD-10 klassifiziert. Das Merkmal des Adoniskomplexes ist eine Störung des Selbstbildes, in dem sich der kranke Mann unabhängig von der tatsächlichen körperlichen Statur als unmuskulös betrachtet. Durch die Störung des Selbstbildes folgt ein zwanghaftes Verhalten, in der die Person versucht Muskelmasse aufzubauen. Dies geschieht beispielsweise durch Ausübung von exzessiven Sport, Einhaltung von extremen Ernährungspläne sowie durch den Missbrauch von Steroiden und/oder Dopingsubstanzen.

In meiner Seminararbeit will ich den Adoniskomplex mit einigen oben genannten Essstörungen vergleichen, und die Ursache für den Anstieg der Krankheitsfälle herausarbeiten.

Elin Gath