Depression
(Depressionen: Auswirkungen auf Familienangehörige)
Formen, Symptomatik und Klassifikation
Etwa 4 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Depression, weshalb man es schon fast eine »Volkskrankheit« nennen kann. Unterschieden wird dabei zwischen zwei Ausprägungsformen: die unipolare, also eine einzelne depressive Episode, und die bipolare Depression, wobei sich manische und depressive Phasen abwechseln. Das psychische Leiden äußert sich emotional durch extreme Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit sowie vermindertes Interesse und Freude. Hierbei ist es wichtig von der gelegentlichen Traurig- oder Lustlosigkeit zu differenzieren, denn dieser Zustand tritt bei jedem gesunden Menschen auf. Außerdem ist die Fähigkeit zur Konzentration eingeschränkt, oft der Schlaf gestört und der Appetit vermindert. Neben einem geringen Selbstwertgefühl reichen die Anzeichen bis hin zu Todesgedanken, die in jedem Fall ernst genommen werden müssen. Je nach Schwere und Anzahl der Symptome wird die Depression nach dem ICD-10 in leicht-, mittelgradig oder schwer eingestuft.
Diagnostik und Therapie
Während Männer eher dazu neigen, ihre Krankheit zu verdrängen, lassen sich Frauen tendenziell öfter von Ärzten helfen. Die ärztliche Untersuchung beginnt damit, allgemein-körperliches und internistisches Leiden auszuschließen. Wenn dies der Fall ist, folgt die Exploration, also ein psychodiagnostisches Untersuchungsgespräch, um die genaueren Beschwerden zu analysieren und herauszufinden, wie schwer die Depression ausgeprägt ist. Zusätzlich ist die Fremdanamnese ein wichtiges Hilfsmittel um die Diagnose zu komplettieren.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Depression zu therapieren, wobei nicht alle Verfahren bei jedem Patienten gleich wirksam sind. Die Behandlung kann mehrgleisig durch Pharmako-, Psycho-, Sozio- oder Physiotherapie erfolgen. Außerdem gibt es spezielle, alternative Therapien gegen Depression z.B. Licht- oder Wellentherapie. Allgemein-körperliche Aktivitäten wie Sport, kreatives Gestalten etc. wirken sich oft stimmungsaufhellend auf den Patienten aus.
Die Abbildung zeigt Häufigkeiten von Depressionen nach Geschlecht, Alter und Sozialstatus
Ursachen
Es stellt sich die Frage, welche Ursachen eine Depression hat. Hier gibt es noch viele unerforschte Gebiete. Fest steht aber, dass chemische Botenstoffe bei der Signalübertragung zwischen Gehirn und Nerven eine wichtige Rolle spielen. Die Depression kann erblich bedingt sein, also auf die Veranlagung zurückzuführen. Oft können aber auch vorgeburtliche oder frühkindliche Erlebnisse zur Entstehung entscheidend beitragen. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Depressionen häufiger in besonders belastenden Lebensumständen, wie zum Beispiel ein niedriger sozialer Status oder die Alleinerziehung eines Kindes, auftreten. Auch die Möglichkeit der Depression als Begleiterscheinung von einigen Körperkrankheiten ist nicht auszuschließen.
Auswirkungen auf Familienangehörige
Psychische Erkrankungen rufen nicht allein bei den Betroffenen Probleme hervor, sondern auch in deren sozialem Umfeld. Die enormen Belastungen, die auf Mitmenschen zukommen, können vermutlich am besten nachvollzogen werden, wenn sie selbst miterlebt werden. Aus gegebenem Anlass, nämlich die manisch-depressive Erkrankung meines Verwandten, erfahre ich häufig, welche Konflikte, Belastungen und Sorgen diese Krankheit in der Familie mit sich bringt. Auch der Suizid sowie die erheblichen psychischen Erkrankungen von weiteren Verwandten haben dazu geführt, dass dieses Thema häufig in unserer Familie präsent ist. Der Impuls, dieses Gebiet noch ausgiebiger und mit dem nötigen Interesse zu erforschen, ist somit gegeben.
Der Begriff »Familie« umfasst die Personen, mit denen sich das alltägliche Leben abwickelt, die also häufig in Kontakt mit den Patienten stehen. Da die Beziehungen zu den Erkrankten untereinander nicht alle gleich sind, schildere ich die Problematik aus verschiedenen Perspektiven wie diejenige des Lebenspartners oder des Kindes.
Neben den außerfamiliären Beziehungen, die sich ändern, wird besonders die Familieninteraktion beeinträchtigt. Die Veränderungen, die sich aus der Depression des Lebenspartners, ergeben, werden vom Partner sogar als einschneidendes Ereignisses ihres Lebens bezeichnet.
Einerseits kann sich durch den ständigen Kontakt zum depressiven Partner das eigene Befinden des Angehörigen negativ ändern, andererseits stellt der kranke Partner einen passiven Teil dar, von dem kaum bis gar keine Unterstützung bei der Bewältigung von alltäglichen und familiären Aufgaben erwartet werden kann. Das Management in der Familie ist aufgrund der Ungewissheit über den Verlauf und Dauer sowie der Unkontrollierbarkeit der Depression nicht leicht. Es wird folglich ein hohes Maß an Spontanität, Geduld und Verständnis verlangt. Die Krankheit des Angehörigen beeinflusst auch das Familienklima, die Kommunikation, die Sexualität und die Zukunft der Familie. Es ist eine Veränderung der Familienrollen erkennbar, da der gesunde Partner zwangsweise die Aufgaben des depressiven und somit auch unzuverlässigen Partners übernehmen muss. Zusätzlich werden manche Angehörige mit der Betreuung und Pflege des depressiven Partners konfrontiert und teilweise überfordert, neben den finanziellen Schwierigkeiten, die sich als logische Konsequenz der Arbeitsunfähigkeit des Patienten ergeben können.
Clara Roth