Borderline-Persönlichkeitsstörung
(Borderline-Persönlichkeitsstörung, Schwerpunkt: Therapieansätze)
Einleitung
Bereits 1985 waren 30–70% der Psychotherapie-Patienten Borderline-Fälle, mit einer stark steigender Tendenz.
Was fühlen sie, was denken sie, wie erleben sie ihr Alltag?
Wie schaffen sie, trotz der Krankheit ein normales Leben zu führen?
Da viele Menschen and BPS leiden, halte ich es für wichtig, diese zu erkennen und zu insbesondere zu wissen, wie man mit diesen Menschen im Alltag wertschätzend umgeht.
Deswegen habe ich mich für dieses Thema entschieden.
Viele Therapieansätze bei der Behandlung von BPS-Patienten sind nicht immer erfolgreich, das heißt sie scheitern. Ich glaube deshalb, dass der Therapieblickwinkel immer wieder auf den Prüfstand gestellt und neue Ansätze gesucht und erprobt werden sollten. Daher lege ich den Schwerpunkt meiner Arbeit auf die Therapieansätze.
Beschreibung / Was ist Borderline (BPS)?
»Borderline« kommt aus dem Englischen und bedeutet »Grenzbereich« oder »Grenzlinie«.
Ende der 30er Jahre fiel dem amerikanischen Psychoanalytiker Stern eine Patientengruppe auf, die zwischen Neurose und Psychose schwankte. Der Begriff Borderline (Grenzbereich) wurde seitdem für schwierige Patienten genutzt, für die die Ärzte kein eindeutiges Konzept hatten. Erst 1975 entwickelte der österreichische Psychoanalytiker Kernberg eine eigene Theorie über Borderline, die dazu führte, dass Borderline als ein eigenes Krankheitsbild anerkannt wurde.
»Ich habe mich permanent in Frage gestellt, was auch heute noch oft passiert. Das Selbstwertgefühl verkümmerte bei mir so sehr, dass ich irgendwann der Meinung war, ohne jemanden an meiner Seite nichts mehr zu schaffen und nutzlos zu sein…«
(einfach gefragt, Annika erzählt über ihre Erfahrungen mit Borderline
Gemäß der ICD-10, dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation, ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Unterform der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Grunderkennungsmerkmale sind eine mangelnde Impulskontrolle sowie unberechenbare Handlungen.
Wie in dem Zitat erkennbar, und auch entsprechend der ICD10, ist bei BPS-Betroffenen das Selbstbild schwer beeinträchtigt. Dieser beschriebene Typus wird auch in dem DSM-IV, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, ähnlich definiert.
Ein weiteres Erkennungskriterium für BPS sind Selbstverletzungen.
Fallbeispiel Patientin Susanna, 21 Jahre alt:
»Sie schildert, dass sie immer wieder in Stimmungen und Zustände von panischer Angst kommt. Um dieser Angst zu entgehen, habe sie begonnen, sich selbst Schmerzen zuzufügen…«
(Neue Konzepte zum Borderline-Syndrom, Konrad Strauss)
Die BPS entsteht durch massive Entwicklungsstörungen, die zu einem gestörten Identitätsgefühl und mangelnder Integrationsfähigkeit führen. Um eine genaue Diagnose zu stellen, müssen laut ICD10 F60.31 / DSM IV 301.83 mindestens fünf von festgelegten Kriterien erfüllt sein:
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Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.
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Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
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Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
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Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu viel oder zu wenig essen)
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Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
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Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Chronische Gefühle von Leere.
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Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren
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Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Therapieansätze: Vergleich von DBT und RPT
Lange Zeit galt die BPS als unheilbar. Heute haben Betroffene eine wesentlich bessere Prognose. Der wichtigste Aspekt in allen aktuellen Therapieansätzen ist die Beziehung zwischen Therapeut und Patient.
Der Schwerpunkt aller Therapien bei BPS besteht in einer klaren Grenzsetzung und Strukturierung, um das destruktive und selbstschädigende Verhalten der Patienten zu stoppen. Wichtig dabei ist ein harmonisches Konstrukt zwischen Therapeut und Patient.
Auf zwei Behandlungsansätze gehe ich näher ein, bei denen einerseits als Hauptansatz Verhaltensveränderungen und andererseits die Freistellung und Fokussierung auf vorhandene Ressourcen eines jeden Menschen sich gegenüber stehen:
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Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)
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Ressourcenbasierte Psychodynamische Therapie (RPT)
Die DBT baut auf Methoden der Verhaltenstherapie auf. Sie enthält darüber hinaus Elemente, die sich an den Zen-Buddhismus anlehnen. Dem Patienten soll vermittelt werden, dass manches, das man nicht ändern kann, erst einmal zu akzeptieren ist so wie es ist (keine Resignation!) und es gilt neue Wege in Richtung neue Verhaltensweisen zu finden (»Radikale Akzeptanz«). Der Patient soll nicht verändert, sondern ermutigt werden, Veränderungsversuche durchzuführen, die seine Lebensqualität verbessern.
Die RPT ist ein moderner Therapieansatz, die davon ausgeht, dass das Unterbewusstsein bei BPS Betroffenen starke Abwehrmechanismen entwickelt hat, um unerträgliche Emotionen aushalten zu können. Wenn man die Ressourcen der Patienten wieder aktiviert, Ressourcen die in jedem Menschen vorhanden sind, kann man BPS Patienten effektiver in Richtung einer positiven Lebenseinstellung begleiten.
Aus meiner Sicht ist die DBT eine eher problemorientierte Therapie. Sie hilft wertschätzend dem Patienten, in verschiedenen Problemsituationen neue Verhaltensweisen auszuprobieren und anzuwenden. Die RPT hingegen ist eher lösungsorientiert, fokussiert sich nicht auf einzelne Probleme, sondern auf die Grundeinstellung des Patienten.
DBT und RPT erinnern mich an die Geschichte von dem Hungernden und den Fischen: Wenn ein Mann hungrig ist, sagt die DBT: Gib ihm einen Fisch. Dann hat der Mann an dem Tag keinen Hunger mehr. Die RPT sagt: Bring ihm das Fischen bei. Dann wird der Mann nie mehr Hunger haben.
Der lösungsorientierte Aspekt hat mich sehr beschäftigt.
Steve de Shazer war ein amerikanischer Psychotherapeut, der als Erfinder des »lösungsorientierten Ansatzes« gilt. Er ging davon aus, dass man sich nicht auf das Problem und seine Entstehung fokussieren sollte, sondern auf die Ziele und Ressourcen der Patienten.
Ein Hauptproblem bei den BPS-Patienten ist das gestörte Selbstbild. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch Ressourcen besitzt, scheint es so, dass diese bei den BPS-Patienten »verschüttet« sind. Angelehnt an die Grundidee von Steve de Shazer könnte ich mir vorstellen, dass ein Teil der Therapie in Richtung Aufdeckung der Ressourcen gehen könnte, ohne unbedingt auf die Entstehungsgründe einzugehen.
Schlußwort
Ich empfinde unsere Gesellschaft als sehr problemorientiert. Aus meiner Sicht sollten bei der Behandlung von BPS das Ziel und die Lösung im Vordergrund stehen. Deshalb sehe ich den lösungsorientierten Ansatz als vielversprechende Alternative. Durch das Begleiten der Betroffenen beim Konstruieren von Lösungen in Richtung eigener Ziele, könnte das Selbstbild eher stabilisiert werden.
Alexander Jahn